Eigentlich ist Alex Albon keiner aus dem großen Haufen der vertragslosen Piloten, die gerade auf dem Formel-1-Fahrermarkt für Sturm sorgen. Bis Ende 2025 ist er an Williams gebunden. Tatsächlich ist Albon deshalb jedoch in einer ganz unangenehmen Lage, und trotz, oder gerade wegen, seines bestehenden Vertrages in Bedrängnis.

Es gibt nämlich aktuell nur zwei Fahrer, die bis Ende 2025 unter Vertrag stehen. Albon und George Russell. Die Spitzenteams haben, angestoßen von Ferrari mit Charles Leclerc und Lewis Hamilton im Winter, eine Welle der längerfristigen Deals losgetreten. So sind jetzt beide Cockpits bei McLaren und Ferrari sowie wahrscheinlich bei Aston Martin bis mindestens Ende 2026 besetzt. Red Bull, Mercedes und Audi-Sauber könnten in den nächsten Wochen das Bild vollenden.

Damit wird Albons Problem sehr schnell klar. Wenn er sich in diesen nächsten Wochen nicht versucht ins Bild zu drängen, könnte es das gewesen sein mit seiner Chance auf ein Comeback in einem Spitzenteam. Dann sind alle Türen zu für den Mann, der sich nach eineinhalb mageren Red-Bull-Jahren bei Williams im Mittelfeld eigentlich rehabilitiert hat und auf eine zweite Chance an der Spitze hofft.

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Albon zögert in Miami bei Vertrags-Antwort

So fällt es Albon am Donnerstag vor dem Miami-GP doch schwer, eine eindeutige Antwort auf die Frage zu geben, ob er zu 100 Prozent nächstes Jahr weiter im Williams sitzen wird. Stattdessen folgt auf die Frage eine sehr lange Pause. Dann: "Mal schauen, mal schauen. Ja, ich werde das erst einmal nicht kommentieren, aber ich bin noch immer voll hierauf fokussiert."

"Alles ist früh und schnell in Bewegung", so Albon, der sich seines Problems bewusst ist. Er rechnet damit, dass nach Nico Hülkenbergs Vertrag bei Sauber die Dominos schnell fallen werden. So räumt er in Miami ein, dass er bereits über 2025 hinausblickt. Wenn er eine Alternative zu Williams sucht, dann ist es eigentlich ein Muss, sich jetzt in diesen Wochen in Position zu bringen.

Für die Teams ist es aktuell wenig attraktiv, nach 2025 den Fahrer zu wechseln. Dieser Wechsel würde parallel zu einem neuen Motor- und Aero-Reglement stattfinden. Da ist es zu bevorzugen, wenn man die 2025er-Paarung behält. Es ist deutlich angenehmer, wenn es die gleiche ist, um die Entwicklung des neuen Autos - die schließlich schon 2025 beginnt - über die ganzen zwei Jahre hinweg zu begleiten.

Vertrauen in Williams und James Vowles bleibt hoch

Für Albon gibt es natürlich eine nur schwer verrückbare Tatsache, und das ist der bis Ende 2025 laufende Williams-Vertrag. Teamchef James Vowles signalisierte schon beim Launch im Februar einen gewissen Unwillen bezüglich einvernehmlichen Trennungs-Arrangements: "Ich habe nicht die Verantwortung gegenüber einem Einzelnen, in dem Fall Alex, sondern die Verantwortung gegenüber dem Team. Sollte es eine Entscheidung geben, dann weil ich denke, dass sie langfristig gut für das Team ist."

Vowles will mit Albon für die Zukunft planen. Für den ist Williams nicht zwangsweise eine schlechte Option. Er sieht mit Wohlwollen die großen Umbauten, die Vowles gerade exekutiert, und er akzeptiert die Probleme, welche diese kurzfristig auslösen, etwa das Drama um fehlende Ersatzteile und Chassis, das erst am sechsten Wochenende in Miami gelöst wurde. Mehr dazu hier:

"Man sieht, dass James viel Arbeit reinsteckt, um das Team vorwärtszubringen, zurück auf das Niveau, auf das es sein sollte", lobt Albon. Ziel bleibt das hintere Ende der Spitzengruppe, Aston Martin und Mercedes. Genau davon will Vowles Albon überzeugen, so viel stellte er schon zu Jahresbeginn klar. Bisweilen ist Albons Vertrauen trotz des Durchhängers nicht erschüttert.

"Ein paar Dinge bei Williams werden etwas Zeit brauchen, etwas länger als wir wollen, aber es wird klappen", vertraut Albon. "Das Gute ist, dass wir die Bereiche angehen. Wir machen Schritte, und wir lassen keinen Stein auf dem anderen. Es wird besser, ganz klar. Es geht nur um das Timing." In Miami ist übrigens Albons Manager im Fahrerlager. Zum ersten Mal in dieser Saison.

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