Das Aus von Adrian Newey hat die sowieso schon unruhige Situation bei Red Bull noch einmal in Bewegung gesetzt. Das Formel-1-Weltmeisterteam versuchte vor dem Miami-GP die Bedeutung dieses Abgangs herunterzuspielen. Die Konkurrenz spielt dabei allerdings nicht mit. Zak Brown nutzte die Pressekonferenz vor dem Formel-1-Rennen in Miami für einen weiteren direkten Angriff auf Red Bull und vor allem Teamchef Christian Horner.

"Vor sechs Monaten hätte es mich noch überrascht. Aber nach alledem, was seit Jahresbeginn passiert ist, bin ich nicht mehr überrascht. Denn ich kenne Adrian gut und weiß, dass er eine Person mit viel Integrität ist", sagte Brown zum Newey-Abgang. Eine klare Spitze gegen Horner, nach dessen Chat-Affäre, die für viel Aufregung im Lager der Bullen und darüber hinaus gesorgt hat.

Zak Brown: Newey ist nur der erste Dominostein

Der McLaren-CEO stellte dem Team von Dreifach-Weltmeister Max Verstappen eine düstere Prognose aus und glaubt an eine Kettenreaktion in Milton Keynes. "Ich denke alles, was dort passiert, wirkt etwas destabilisierend. Er ist wahrscheinlich nur der erste Dominostein, der fallen wird", so Brown.

Diese Gewissheit zieht Brown daraus, dass McLaren derzeit viele Bewerber aus dem Red-Bull-Lager verzeichne, wie er selbst behauptet. "Bei uns gehen zahlreiche Lebensläufe von dem Team ein und ich denke, dass Adrian der erfolgreichste Designer aller Zeiten ist. Also zusätzlich zu den technischen Fertigkeiten, die er zu einem Team bringt, wollen Leute für Menschen wie Adrian Newey und an seiner Seite arbeiten", fügte Brown diese beiden Faktoren zusammen und geht deshalb von einer Schwächung der WM-Führenden aus.

Brown vs. Red Bull: Ist der Zerfall schon im Gange?

Es ist nicht das erste Mal, dass Brown gegen Red Bull giftet. Bereits infolge des Budget-Cap-Verstoßes 2021 war der McLaren-CEO einer der schärfsten Kritiker der Bullen und verfasste sogar einen Brief an die FIA und die Formel-1-Teams, in dem er dem Rennstall offen Betrug vorwarf. Seit 2023 schoss er mehrmals scharf gegen die engere Kooperation von Red Bull mit den Racing Bulls.

Newey ist auch nicht der erste prominente Red-Bull-Mitarbeiter, der seit der Aufregung rund um Teamchef Christian Horner das Handtuch geworfen hat. Max Verstappens Chefmechaniker in der Formel 1, Lee Stevenson, wechselte vor dem Japan-GP nach 18 Jahren bei Red Bull zu Audi-Sauber. Stevensons Abgang war zwar bereits seit 2023 besprochen, das Timing der Bekanntgabe spielte Red Bull im Zuge der Horner-Affäre dennoch nicht in die Karten. Die Gerüchte über einen möglichen Abgang von Verstappen selbst halten sich ebenfalls beständig, der Niederländer lieferte auch nach dem Aus von Newey nur ein etwas kryptisches Bekenntnisse zu seinem Team.

Newey weg, geht auch Verstappen? Red Bull vor F1-Zerreißprobe! (13:06 Min.)

Adrian Newey: Wie stehen die Chancen auf ein McLaren-Comeback?

"Mit einem Lebenslauf und einer Erfolgsbilanz wie sie Adrian Newey hat, bringt Adrian jedem Team einen Mehrwert", lobte Brown den Red-Bull-Technikleiter. Das Lob von Brown lässt darauf schließen, dass auch McLaren seine Finger nach seinem ehemaligen Technik-Chef ausgestreckt habe, zumal Woking für ihn kein Neuland ist. Newey wechselte 2006 er direkt von McLaren nach Milton Keynes, mit dem inzwischen Papaya-Orange eingefärbten Team gewann er zwei WM-Titel.

Adrian Newey war bis 2005 bei McLaren aktiv, Foto: Sutton
Adrian Newey war bis 2005 bei McLaren aktiv, Foto: Sutton

Doch Brown ließ auch durchklingen, dass eine Anwerbung von Newey nicht höchste Priorität besitzt. Eine Absage wollte er ihm dennoch nicht erteilten. Der US-Amerikaner erklärte: "Sag niemals nie. Aber ich bin im Moment sehr glücklich mit dem Team, der technischen Leitung und der Art, wie Andrea [Stella] das Team führt. Wir haben einen Plan und wir werden uns zurückhalten."

"Natürlich werden wir aber immer nach Möglichkeiten Ausschau halten, um unser Rennteam zu erweitern", fügte Brown aber hinzu. Seitdem Stella die Mannschaft von Andreas Seidl übernommen hat, operiert McLaren bei der technischen Führung des Teams mit einer Dreier-Spitze. Eine Formation, die Neuanwerbung David Sanchez kurz nach seiner Ankunft abschreckte.